Die
Idee zu diesem Ausflug erwuchs zum einen der
Initiative unseres Sangesbruder Friedbert,
JVA-Sanitäter von Beruf, die Chormitglieder
zu einer Betriebsbesichtigung an seinen
Arbeitsplatz in Hof einzuladen. Doch diese
sollte nicht das einzige interessante Ziel
dieses Tages bleiben. Es stand außerdem noch
eine Brauereibesichtigung der Firma
BürgerBräu auf dem Programm, ermöglicht
durch den Braumeister und zugleich
Betriebsleiter Frank, der dem Chor sehr nahe
steht. Doch dazu mehr im Anschluss an diesen
Bericht.
Kurzentschlossen brach also ein Teil des
Chores an diesem Samstag um halb neun in 3
Kleinbussen nach Hof auf. Um nicht als
optionale Fluchthelfer Gefahr zu laufen,
ließen wir dort angekommen vorsichtshalber
unsere Handys und Schlüssel in den Autos. Wir
wurden auch als seriös diagnostiziert und
prompt durch das dick armierte Gefängnistor
eingelassen.
In
der Überwachungszentrale am Eingang erwartete uns schon
der freundliche diensthabende Beamte, der uns
im Hotel "Grauer
Löwe" herzlich
begrüßte. Na ja, übernachten wollten wir
gottlob nicht! Manchem war bei diesem Gedanken
eher etwas mulmig im Magen. Aber wir waren ja
dank unseres Sangesbruders Friedbert in
sicheren Händen, der von da ab kompetent und
locker die Führung durch sein
"Reich", d.h. durch fast die ganze
Anstalt übernahm, begleitet von einem
netten Dienstkollegen. Er stand uns
neugierigen Besuchern zusätzlich Rede und
Antwort.
Unser Weg führte uns durch den Besucherraum
zur Angestelltenküche. In dem Aufenthaltsraum
des Personals konnten wir anschließend per
Videoaufzeichnung die Neuaufnahme eines
Inhaftierten bis hin zu dessen Tagesablauf in
der Anstalt nachvollziehen. Danach ging es in
den eigentlichen Verschlussbereich weiter, in eine karge Einschlusszelle für
Neuankömmlinge, in den TV- Raum und die
Bücherei, wo sich Häftlinge Fernseher gegen
Bares (das sie auch durch eigene Arbeit im
"Bau" verdienen) und Bücher
ausleihen können. Nebenbei konnten wir durch
die stark gesicherten Fenster einen Blick auf
den in diesem Moment besuchten Gefängnisinnenhof werfen.
Besonders beeindruckend und auch etwas
beklemmend war danach der Einblick und direkte
Kontakt im Bereich der Jugendstraftäter, von
denen sich auch ein junger Mann freiwillig
für unsere Fragen bereit erklärt hatte. Doch
nur wenige trauten sich diesen auch zu
löchern. Wir störten die Jugendlichen nicht
weiter beim gemeinsamen Fernsehen und
marschierten zum Sanibereich unseres
Oberpflegers Friedbert, wo er in seinem
Element war. Sicherheitshalber blieb der
Erwachsenentrakt von der Besichtigung
ausgeschlossen.
Auf unserem langen Marsch durch Wäscherei,
Kraftraum, Sporthalle und Anstaltskapelle in
die großen Werkstatträume merkten wir erst,
welch gewaltige Dimension der ganze Trakt
annahm. In den Werkstätten gehen (dafür
geeignete) Häftlinge gegen Mindestbezahlung
tagsüber den verschiedensten Beschäftigungen
bis hin zu KFZ-Reparaturen nach, um sich
dafür während der Haft etwas (TV, Tabak,
Briefmarken usw.) leisten zu können und um
sich nach der Haft die Wiedereingliederung zu
erleichtern.
Über lange Gänge erreichten wir die Zahnarztpraxis der Anstalt und warfen dann
noch einen Seitenblick in die Großküche.
Nach einem "Probespaziergang" über
den Gefängnisinnenhof führte uns der
Rundgang zurück an die Pforte und damit ans Ende einer sehr
aufschlussreichen, beeindruckenden Führung.
Keiner von uns blieb zurück, als die Tore um
11.30 Uhr hinter uns ins
Schloss fielen ;-)
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